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Studienseite zum Buddhismus Nichiren Daishonins

Geschichte des Buddhismus in Japan

Der Buddhismus wurde von Korea her 538 oder 552 in Japan eingeführt und beeinflusste die gesamte Kultur in verschiedenen synkretistischen Varianten mit Shinto und Konfuzianismus nachhaltig. Gegen Ende des 5. Jahrhunderts hatte bereits der kulturelle Einfluss Chinas auf Japan (Schrift, Verwaltungssystem, konfuzianische Ethik) begonnen, d.h. der Buddhismus war Teil eines Kulturtransfers.

Eine erste Periode umfasst den Beginn bis zur Nara-Zeit (710-784), gekennzeichnet durch den anfänglichen Widerstand aristokratischer Kreise um den Staats-Shinto, bis Shotoku Taishi (574-622) den Buddhismus durch Konsultationen authentischer chinesischer Quellen förderte. Er schrieb Kommentare zu verschiedenen Sutras und baute viele Tempel. Ab 741 ließ Kaiser Shomu mit staatlichen Mitteln Tempel in allen Gegenden des Reiches errichten. Die sechs in dieser Epoche gegründeten Schulen waren:

  • Kusha; Haupttext ist die Abhandlung "Kusharon" (skt. Abhidharma-kosha) von Vasubandhu,
  • Jojitsu; Haupttext: "Jojitsuron" (skt. Satyasiddhi-shastra),
  • Ritsu; auf Ordensregeln basierende Ausübung (Vinaya),
  • Sanron; entspricht der Madhyamika-Schule von Nagarjuna, der anhand des "Sutras der transzendenten Weisheit" (Hannyakyo, skt. Prajna-paramita-sutra) die Mahayana-Lehre der Leere im Sinne der Substanzlosigkeit aufstellte,
  • Kegon; beruht auf dem "Sutra der Buddha-Girlande" (Kegonkyo, skt. Buddhavatamsaka-sutra) und
  • Hosso; japanische Variante der Yogachara-Schule (Yuishikiha, Nur-Bewusstseins-Schule), die von Asanga, dem jüngeren Bruder Vasubandhus, gegründet wurde.
Die zweite Periode, die Heian-Zeit (794-1185) war gekennzeichnet durch das Aufstreben von Feudalherrschern, was dem Buddhismus einerseits eine gewisse Unabhängigkeit vom Staat, andererseits aber auch eine Verstrickung in Machtkämpfe eintrug. Ökonomisch und militärisch strake buddhistische Tempel verbanden sich mit Adelshäusern, Mönche wurden bewaffnet, die Korruption nahm zu.
Reformer wollten dieser Entwicklung durch neue Kontakte mit China entgegentreten. Saicho (767-822) gründete die Tendai-Schule, Kukai (774-835) die Shingon-Schule. Tendai war im Enryakuji auf dem Hiei-Berg platziert und versuchte sich in einer Synthese aus verschiedenen Formen des chinesischen Buddhismus mit Elementen aus Tantrismus und Zen. Shingon ging vom Kongobuji auf dem Koya-Berg aus, war tantrisch orientiert, gebrauchte vor allem mantras, mandalas und mudras und entwickelte einen umfassenden Kult und eine Philosophie der graduellen Bewusstseinsentwicklung durch 10 Stadien.

Als dritte Periode gilt die Kamakura-Zeit (1185-1333), gekennzeichnet durch die verfallende kaiserliche Gewalt in Kyoto und die Militärregierungen in Kamakura einerseits und neue buddhistische Bewegungen, die in Konflikt mit den etablierten Schulen gerieten, andererseits. Honen (1133-1212) gründete die Schule des Reinen Landes (Jodo), die alle buddhistischen Wege in solche der Praxis mittels eigener Kraft (jiriki) und des Glaubens an die Gnade von außen (tariki) unterteilte. Die Zustände seiner Zeit widerspiegelnd, beschrieb er die Natur des Menschen pessimistisch, weshalb er ganz auf tariki, d.h. auf die Abhängigkeit von Amidas Gnade, baute, derer man durch die einfache Rezitation seines Namens (nembutsu) teilhaftig werden konnte.
Shinran (1173-1262) radikalisierte diese Lehre und machte seine Bewegung Jodo Shin-shu zu einer echten Laienreligion. Rinzai-Zen wurde von Eisai (1141-1214), Soto-Zen von Dogen (1200-1252) nach Japan gebracht. Nichiren (1222-1282) stützte sich im Gefolge der Tendai-Schule ganz auf das Lotos-Sutra und kritisierte alle anderen Schulen scharf.

Während der vierten Periode, der Tokugawa-Zeit (1600-1867) wurde der Buddhismus als Staatsreligion institutionalisiert. Seit 1638 musste sich jede japanische Familie einem Tempel zugehörig erklären. Die Zahl lokaler Tempel und ihre finanzielle Basis wuchs, Dorftempel wurden hierarchisch einigen Haupttempeln zugeordnet, so dass eine buddhistische Zivilreligion unter staatlicher Kontrolle entstand, die geistig-moralische Qualität des Buddhismus aber geschädigt wurde. Im 17. Jahrhundert drängte der Neo-Konfuzianismus den Einfluss des Buddhismus zurück.

Die fünfte Periode (seit der Meiji-Restauration 1868) nahm dem Buddhismus die staatlichen Privilegien und bevorzugte Shinto und Staatsshinto. Auf die industrielle Modernisierung reagierten die buddhistischen Schulen mit der Gründung buddhistischer Universitäten, der historisch-kritischen Erforschung der eigenen Quellen und starken Laienbewegungen wie der Soka Gakkai (1930 gegründet von Tsunesaburo Makiguchi) und der Rissho Koseikai (1938 gegründet von Nikkyo Niwano).