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Studienseite zum Buddhismus Nichiren Daishonins

Die sechs älteren Priester

Nichiren ernannte kurz vor seinem Tod am 13. Oktober 1282 sechs ältere Priester, die sein Werk fortführen sollten. Über diese Schüler schreibt er u.a. in der Gosho "Itai Doshin": "Hoki-bo und Sado-bo und die Gläubigen von Atsuhara haben, vereint in mutigem Glauben, die wahre Stärke von Itai Doshin bewiesen." (DG I, S. 24) Hoki-bo und Sado-bo sind andere Namen für Nikko und Niko. Die sechs älteren Priester sind:

  • Ben-ajari (Yamato-ajari) Nissho (1221-1323)
  • Daikoku-ajari (Chikugo-ko) Nichiro (1245-1320)
  • Byakuren-ajari (Hoki-ko) Nikko (1246-1333)
  • Sado-ko (Mimbu-ajari) Niko (1253-1314)
  • Lyo-ko (Lyo-ajari) Nitcho (1252-1317)
  • Renge-ajari (Kai-ko) Nichiji (1250-1305?)

Nach dem Tod des Daishonins brachten Nikko und die anderen Priester seine Asche zum Minobu-Berg und verstauten sie in einem Grab. Am hundertsten Tag nach Nichirens Tod hielt Nikko eine Gedenkfeier ab. Anschließend sollten sich die Priester bzw. deren Schüler jeden Monat abwechselnd um das Grab kümmern. Dieses "Rotationssystem" sollte zur Reflektion und zum Studium dienen, vielleicht auch dazu, die Einigkeit der Priester zu stärken. Während Nikko diese Aufgabe sehr ernst nahm, versämten es die anderen Priester jedoch sehr schnell, das Grab zu besuchen. Als Nikko 1284 zur dritten jährlichen Gedenkfeier Nichirens Grab besuchte, fand er es in einem desolaten Zustand vor. Zu dessen Schutz beschloss er, in Minobu zu bleiben. Kurz darauf ließ sich auch Niko Shonin in Minobu nieder. Es dauerte jedoch nicht lange, bis zwischen den beiden ein Streit wegen des Verhaltens von Hakiri Sanenaga entbrannte. Sanenaga stellte eine Statue von Shakyamuni Buddha auf, machte Wallfahrten zu Shinto-Schreinen und spendete für die Errichtung von Nembutsu-Monumenten.
Diese Verfehlungen Sanenagas machte Nikko Niko zum Vorwurf, da dieser Nichirens Lehre nach außen nicht so strikt vertrat wie Nikko und eine wichtige Bezugsperson fü Sanenaga war.

Anstatt 1283 und 1284 Minobu zu besuchen, verbrachte Nissho viel Zeit damit, die Rissho Ankoku Ron neu zu editieren und mit kritischen Thesen zu den Tendai- und Shingon-Schulen zu ergänzen. Damit wollte er sicherlich erreichen, dass Nichirens Lehre einen größeren Bekanntheitsgrad erreicht. Doch während Nichiren sich darauf konzentrierte, die Irrtümer von Honen und den Zen- und Nembutsu-Schulen aufzuzeigen, die alle außerhalb des etablierten Systems standen, wurden jetzt mit der Tendai- und Shingon-Lehre Schulen angegriffen, die unter dem Schutz des Shogunats standen.
Als auf Grund dieser öffentlichen Kritik Aufruhr entstand und der Kriegsminister Yoritsuna 1285 versuchte, den Nichiren-Buddhismus zu unterdrücken, bezeichneten sich Nissho und Nichiro als loyale Tendai-Priester, die lediglich den Tendai-Buddhismus reformieren und keine neue Schule gründen wollten. Yoritsuna forderte sie dazu auf, ebenso wie die anderen Schulen für den Frieden in der Hojo-Familie zu beten. Um die Anhänger in Kamakura zu schützen, willigten Nissho und Nichiro ein und nahmen an den Gebeten teil.

Scheinbar hatte Nissho die Worte Nichirens nicht ernst genug genommen, die er 1275 in einem Brief äußerte: "Verleumdung ist entweder geringfügig oder stark, jedenfalls sollte man manchmal über sie hinweggehen und sie nicht attackieren. Die Wahres-Wort- und Tendai-Schulen verleumden das Lotos-Sutra und sollten streng zurecht gewiesen werden. Aber ohne große Weisheit ist es schwierig, ihre Doktrinen von den Lehren, die Nichiren verbreitet, zu unterscheiden. Deshalb halten wir uns zuweilen vor Angriffen zurück, so wie ich es in der Rissho Ankoku Ron getan habe." (WND, S. 625: "The Embankments of Faith")
Nichiren überlegte nicht nur sorgfältig, was er in der Öffentlichkeit kundtat, sondern war auch bereit, entsprechende Verfolgungen zu ertragen. Dieser Mut fehlte Nissho. Zudem wurden die Nichiren-Buddhisten jetzt auch von den Tendai- und Shingon-Gläbigen angefeindet.

Später haben Nikko und seine Schüler die Verfehlungen der fünf anderen Priester wie folgt zusammen getragen:

  1. Die fünf älteren Priester behaupten, dass die Lehren des Daishonins zur Tendai-Schule gehören und er die Lehre des Lotos-Sutras in der Nachfolge von Dengyo verbreitet.
    Tatsälich haben Nichirens Lehren ihren Ursprung in der Tendai-Schule, gehen darüber jedoch hinaus.
  2. Sie besuchten Shinto-Schreine an unterschiedlichen Plätzen wie Ise, am Berg Izu, Hakone und Mukano.
    Nichiren hatte gelehrt, dass auf Grund der Verleumdung die Götter das Land verlassen hatten und solange nicht zurückkehren, bis die Verleumdung aufhört.
  3. Sie betrachteten das Abschreiben des Lotos-Sutras als legitime Ausübung und ermutigten dazu.
    Nichiren-Gläubige zeigen ihre Widmung aber im Chanten des Titels und im Rezitieren der Worte des Lotos-Sutras.
  4. Sie erlaubten ihren Schülern, in die Priesterschaft der Tendai-Schule einzutreten und deren Unterweisungen zu erhalten.
    Die Auswahl der sechs Schüler sollte dies unnötig machen.
  5. Sie bezeichneten die Briefe, die Nichiren in der Umgangssprache geschrieben hatte, als Schande und zerstörten sie.
    Alle Schüler schätzten Nichirens Worte, aber Nissho und Nichiro achteten die formalen Abhandlungen höher. Aber häufig findet sich die größte Ermutigung in den kurzen und gar nicht formalen Briefen,
  6. Sie errichteten eine Statue von Shakyamuni und betrachteten sie als Objekt der Verehrung.
  7. Sie missachteten die vom Daishonin eingeschriebenen Gohonzons, hängten sie hinter Shakyamuni-Statuen, begruben sie mit den Toten oder verkauften sie.

Literatur

  • Stone, Jacqueline I.: Original Enlightenment and the Transformation of Medieval Japanese Buddhism, Honolulu 1999