Inhalt des Lotos-Sutras
Kapitel I: Einleitung (Jo)Kapitel II: Geschicktes Hilfsmittel (Hoben)
Kapitel III: Ein Gleichnis (Hiyu)
Kapitel IV: Erkenntnis durch den Glauben (Shinge)
Kapitel V: Das Gleichnis von den Kräutern (Yakusoyu)
Kapitel VI: Prophezeiung (Juki)
Kapitel VII: Gleichnis der Zauberstadt (Kejoyu)
Kapitel VIII: Prophezeiung für die fünfhundert Schüler (Gohyaku Deshi Juki)
Kapitel IX: Prophezeiung für die lernenden und nicht-lernenden Menschen (Ninki)
Kapitel X: Der Dharma-Lehrer (Hosshi)
Kapitel XI: Die Erscheinung des Juwelen-Stupas (Ken Hoto)
Kapitel XII: Devadatta (Daibadatta)
Kapitel XIII: Ermutigung, das Sutra beizubehalten (Kanji)
Kapitel XIV: Wandel in friedvoller Festigkeit und Freude (Anrakugyo)
Kapitel XV: Emporsteigen der Bodhisattvas aus der Erde (Juji Yujutsu)
Kapitel XVI: Die Lebensdauer der Tathagata (Nyorai Juryo)
Kapitel XVII: Die Unterscheidung der Wohltaten (Funbetsu Kudoku)
Kapitel XVIII: Die Wohltaten der freudigen Annahme (Zuiki Kudoku)
Kapitel XIX: Die Wohltaten des Dharma-Lehrers (Hosshi Kudoku)
Kapitel XX: Der Bodhisattva Sadaparibhuta (Jufukyo Bosatsu)
Kapitel XXI: Die überirdische Kraft des Tathagata (Nyorai Jinriki)
Kapitel XXII: übertragung der Aufgabe für die Verbreitung des Dharmas (Zokurui)
Kapitel XXIII: Die frühere Tat des Bodhisattvas Bhaisajyaraja (Yakuo Bosatsu Honji)
Kapitel XXIV: Der Bodhisattva Gadgadasvara (Myo'on Bosatsu)
Kapitel XXV: Das universale Tor des Bodhisattvas Avalokiteshvara (Kanzeon Bosatsu Honji)
Kapitel XXVI: Dharanis (Darani)
Kapitel XXVII: Die frühere Begebenheit mit dem König Shubhavyuha (Myoshogonno Honji)
Kapitel XXVIII: Die Ermutigung des Bodhisattvas Samantabhadra (Fugen Bosatsu Kambotsu)
Shakyamuni weilt mit einer sehr großen Schar von Arhats, Mönchen, Bodhisattvas und anderen Wesen auf dem Adlergipfel (bzw. Geierspitzberg). Mit einem Strahl aus der Locke weißen Haares zwischen seinen Augenbrauen öffnet er alle Welten von der Hölle bis hinauf in die Himmelsbereiche den Blicken. Dies wird als Zeichen dafür gedeutet, dass die große Predigt Shakyamunis vom wunderbaren Gesetz der Lotosblüte bevorsteht.
Da das Wissen aller Buddhas tief und unermesslich ist, ist es für die Menschen schwer zu verstehen. Deshalb wählt Shakyamuni verschiedene geschickte Mittel (Erzählungen und Gleichnisse) um die Menschen zu erreichen. Sein Ziel ist es, "alle Lebewesen mir gleich zu machen".
Alle Menschen sollen die Buddhaschaft verwirklichen. Es gibt nur das eine Buddha-Fahrzeug, die Fahrzeuge der Sravakas und Pratyekabuddhas wurden nur als Behilfsmittel gelehrt.
Er erläutert die zehn Faktoren, die alle Phänomene des Universums besitzen.
Shakyamuni lehrt die Parabel vom brennenden Haus und den drei Fahrzeugen. Damit erläutert er, dass die vorläufigen Lehren der drei Fahrzeuge nur ein Hilfsmittel waren für die Offenbarung des wesentlichen Fahrzeugs der Buddhaschaft.
Er betont die Bedeutung des Glaubens, indem er auf Shariputra weist, der die Erleuchtung nicht aus seiner großen Weisheit erlangen kann.
Um zu zeigen, dass sie die wahre Absicht des Buddhas verstanden haben, erläutern die vier großen Männer des Lernens nun die "Parabel vom reichen Mann und seinem armen Sohn", einer weiteren von insgesamt sieben Parabeln des Lotos-Sutras.
Ein junger Mann verlässt seinen Vater und verelendet in der Fremde. Nach 50 Jahren kommt er in eine Gegend, wo inzwischen sein Vater wohnt, der großen Reichtum angesammelt hat. Er tritt in dessen Dienste ein, ohne seinen Vater zu erkennen. Im Lauf von 20 Jahren gewinnt der Vater das Vertrauen seines Sohnes. Als der Vater stirbt, setzt er seinen Sohn als Erben ein. Der Sohn ist hocherfreut über dieses Geschenk, mit dem er nicht gerechnet hatte.
Die vier großen Männer des Lernens erkennen, dass mit dem Vater der Buddha gemeint ist und sie selber die Kinder des Buddhas sind. So wie der verarmte Sohn für niedrigen Lohn gearbeitet hat, haben sie sich mit vorläufigen Lehren zufrieden gegeben, um schließlich das Erbe anzutreten, nämlich das Fahrzeug der Buddhaschaft.
Shakyamuni erklärt, dass seine Lehre für alle Menschen gültig ist, gleichgültig, ob sie arm, reich, klug oder dumm sind. Er weist jeden auf das Ziel hin, nälich die Verwirklichung der Buddhaschaft.
So wie der Regen sich gleichmäßig auf alle Pflanzen ergießt, diese aber je nach ihrer Art unterschiedlich wachsen, so nehmen auch die Menschen die Lehre des Buddhas je nach ihrem Charakter unterschiedlich auf.
Einzelnen Schülern wird die Buddhaschaft verheißen.
Shakyamuni offenbart seine Beziehung zu seinen Schülern aus der entfernten Vergangenheit, als er der 16. Sohn des Buddhas Daitsu war.
Er lehrt die "vier edlen Wahrheiten": (1) Alles ist Leiden, (2) Es gibt eine Ursache des Leidens, (3) Es gibt eine Vernichtung des Leidens, (4) Es gibt einen Weg zur Vernichtung des Leidens. Außerdem predigt er das Gesetz der 12 Ursachen und Wirkungen (zwölfgliedrige Kausalkette).
Die Zauberstadt in der hier gelehrten Parabel steht für den Bewusstseinszustand, in dem sich die Sravakas und Pratyekabuddhas befinden und den diese als den höchsten ansehen. Doch dieser ist noch nicht die letzte Stufe, sondern vielmehr ein geschickt geschaffener Ruheplatz für müde Geister, ehe sie an die eigentliche Juwelenstätte, die Erleuchtung Shakyamunis, gelangen.
1200 Arhats und 500 Mönchen wird die Erlangung der Buddhaschaft prophezeit. Die Mönche vergleichen sich mit einem Mann, dem ein Freund im Schlaf einen unbezahlbaren Stein als Geschenk ins Gewand näht. Auf Reisen gerät er in große Not. Doch als der Freund ihn auf den kostbaren Stein hinweist, kann er ein sorgloses Leben führen.
Shakyamuni prophezeit Ananda, Rahula und 2000 anderen Schülern die Buddhaschaft.
Shakyamuni verspricht allen, die auch nur ein einziges Wort des Lotos-Sutras annehmen, die Erleuchtung. Man soll das Sutra annehmen und bewahren, lesen und rezitieren, erklären, predigen und abschreiben. Gute Taten bestehen auch im Darbringen von Blumen, Düften und Musik. Wer solche Dinge tut, ist ein Bote des Buddhas.
Dieses Sutra ist am schwierigsten zu glauben und zu erklären. Schon zu Lebzeiten des Tathagatas ruft es viel Neid und Eifersucht hervor, wieviel mehr noch nach seinem Erlöschen.
Wer das Lotos-Sutra verbreitet, sollte auf drei Regeln des Lehrens achten: Das Haus des Tathagatas zu betreten (Mitgefühl, Barmherzigkeit), das Gewand des Tathagatas anzulegen (Geduld, Freundlichkeit) und sich auf den Thron des Tathagatas zu setzen (die Leere aller Daseinsmomente zu erkennen).
Während Shakyamuni das Lotos-Sutra verkündet, erhebt sich ein juwelenbesetzter Schatzturm in die Luft. Eine Stimme aus dem Innern des Turms preist Shakyamuni und bezeugt die Wahrheit seiner Worte. Shakyamuni erklärt, dass der vor langer Zeit verstorbene Buddha Taho (Prabhutaratna) geschworen habe, immer dann im Schatzturm zu erscheinen, wenn das Lotos-Sutra gelehrt werde und dann zu bezeugen, dass das Lotos-Sutra wahr ist.
Shakyamuni versammelt nun alle Buddhas aus allen zehn Richtungen des Himmels. Dann verwandelt er die Saha- und andere Welten in das Land des Buddhas. Als alle Buddhas versammelt sind, öffnet Shakyamuni den Schatzturm, und Taho teilt seinen Platz mit ihm.
Shakyamuni benutzt seine mystischen Kräfte und hebt die ganze Versammlung in die Luft. Dieser Vorgang dauert bis zum 22. Kapitel (Zokurui) an und wird als "Zeremonie in der Luft" bezeichnet.
Shakyamuni fragt, wer nach seinem Eingang ins Nirvana das Sutra predigen kann.
Zunächst erzählt Shakyamuni, dass ihm in einem früheren Leben das Lotos-Sutra von einem Seher verkündet wurde, der niemand anderes war als Devadatta, der in seinem jetzigen Leben mehrmals versucht hatte, Shakyamuni zu töten.
Im zweiten Teil wird offenbart, dass auch Frauen die Buddhaschaft erlangen können. Die Drachenkönigin erscheint und schenkt Shakyamuni ein Juwel, woraufhin sie in einen Mann verwandelt wird und die Buddhaschaft erlangt.
(Dieses Kapitel soll nachträglich eingefügt worden sein, um zu zeigen, dass auch schlechte Menschen und Frauen die Buddhaschaft erlangen können.)
Auf die Aufforderung Shakyamunis hin gelobt eine Vielzahl von Bodhisattvas und Arhats, das Lotos-Sutra nach Shakyamunis Tod zu verbreiten. Es wird vom bösen Zeitalter gesprochen, in dem die Ausübenden des Lotos-Sutras von unwissenden Menschen, arroganten Priestern und einflussreichen Menschen verfolgt werden.
Wer im Späten Tag des Gesetzes das Sutra verbreiten möchte, soll vier Arten der Ausübung berücksichtigen: friedliche Taten, Worte, Gedanken und Gelübde. Durch die ersten drei Arten sollen Vergehen, wie z.B. böse Reden und Eifersucht, vermieden werden. Gelübde bedeutet zu schwören, das Lotos-Sutra zu lehren.
Unzählige großartige Bodhisattvas haben sich aus anderen Welten versammelt, um zu schwören, nach Shakyamunis Tod das Lotos-Sutra in der Saha-Welt zu verbreiten. Shakyamuni sagt ihnen aber, dass dies nicht nötig sei, denn die Saha-Welt besitze bereits großartige Bodhisattvas, die diese Aufgabe erfüllen würden. Bei diesen Worten beginnt die Erde zu beben und bricht auf. Eine unvorstellbar große Menge von Bodhisattvas erscheint - jeder mit seinem eigenen Gefolge. Sie werden angeführt von vier Bodhisattvas: Hervorragende Ausübung, Unbegrenzte Ausübung, Reine Ausübung und Beständige Ausübung.
Shakyamuni wird gefragt, wer diese Bodhisattvas seien und er antwortet, dass es seine eigentlichen Schüler seien, die er vor langer Zeit ausgebildet habe.
Das Kapitel beginnt damit, dass Shakyamuni die Versammlung dreimal ermahnt, seinen Worten zu glauben und sie zu verstehen. Die Anwesenden bitten ihn viermal zu predigen.
Shakyamuni erklärt, dass er seine Erleuchtung nicht 40 Jahre zuvor in Bodh Gaya erlangt habe, sondern schon vor sehr langer Zeit. Seitdem sei er ständig in Gestalt verschiedener Buddhas in dieser Welt gewesen und habe das Gesetz gelehrt.
Dazu habe er verschiedene Mittel benutzt. Auch sein Tod sei nur ein Mittel, um die Sehnsucht der Menschen nach dem Buddha zu erwecken. Er zeigt dies durch die Parabel vom Arzt und seinen kranken Kindern.
Alle, die die Lehre von der Lebensdauer des Buddhas gehört haben, erhalten unermessliche Wohltaten.
Shakyamuni wird gefragt, welche Wohltaten jemand erhält, der das Lotos-Sutra nach seinem Tod hört. Daraufhin erläutert er: Wenn ein solcher Mensch das Lotos-Sutra einem anderen weitergibt und dieser das Gleiche tut, dann wird sogar der 50. in dieser Reihe unermessliche Wohltaten empfangen können, ganz zu schweigen von den Wohltaten für den ersten Hörer.
Wer das Lotos-Sutra annimmt und festhält, es liest, rezitiert, predigt und abschreibt, kann dadurch seine Sinne reinigen, nämlich Auge, Ohr, Nase, Zunge, Körper und Geisteskraft.
Shakyamuni erzählt die Geschichte von Bodhisattva Fukyo (skt. Sadaparibhuta), der alle Menschen verehrte. Er verachtete niemanden, weil er daran glaubte, dass jedem die Buddhaschaft innewohnt.
Mönche, Nonnen und Laine verspotteten ihn und griffen ihn mit Stöcken und Steinen an. Trotzdem praktizierte er weiter und erlangte die Erleuchtung durch die Wohltaten des Lotos-Sutras. Die arroganten Menschen, die ihn vorher verfolgt hatten, wurden nun seine Schüler und wandten sich nun dem Lotos-Sutra zu.
Die Bodhisattvas aus der Erde geloben, dass Lotos-Sutra nach Shakyamunis Tod zu verbreiten. Shakyamuni zeigt seine überirdischen, mystischen Kräfte, wendet sich an den Anführer der Bodhisattvas aus der Erde und überträgt ihm die Aufgabe der Verbreitung.
Shakyamuni übergibt allen anderen Bodhisattvas die Aufgabe der Verbreitung des Lotos-Sutras. Die anwesenden Buddhas aus dem ganzen Universum kehren an ihre Plätze zurück. Der Schatzturm geht zurück an seinen alten Platz, die Versammlung in der Luft sinkt wieder auf den Adlergipfel hinab.
Die zweite Versammlung auf dem Adlergipfel beginnt. Shakyamuni berichtet von Bodhisattva Yakuo (skt. Bhaisajyaraja), der in früheren Existenzen seinen Körper bzw. seinen Ellenbogen für das Lotos-Sutra verbrannt hatte. Wer nur einen einzigen Vers des Lotos-Sutras beibehalte, erwerbe sich jedoch noch größere Verdienste als dieser Bodhisattva.
Weiterhin wird erklärt, dass in der letzten Fünfhundert-Jahr-Periode das Lotos-Sutra weithin verkündet und verbreitet werden soll.
Berichtet wird vom Bodhisattva Gadgadasvara (jap. Myoon, "Mystischer Ton"), der verschiedenste Formen annimmt, um die Menschen zu retten. Nachdem er Shakyamuni Geschenke überreicht hat, kehrt er in sein Land zurück.
Shakyamuni erklärt, dass Bodhisattva Avalokiteshvara (jap. Kannon) jeden, der in Not ist, rettet, wenn er dessen Namen ausspricht.
Verschiedenste Wesen sprechen magische Formeln zum Schutz derjenigen, die das Lotos-Sutra verbreiten werden. Die Dämonin und ihre Töchter versprechen, dass sich die Köpfe derjenigen, die die Ausübenden des Lotos-Sutras in Bedrängnis und Verwirrung stürzen, in sieben Teile spalten werden.
Anhand der Geschichte einer Königsfamilie wird aufgezeigt, wie selten und schwierig es ist, einen Buddha zu treffen. So selten, wie eine einäugige Schildkröte das Loch eines Treibholzes findet.
Shakyamuni wird gefragt, wie man nach seinem Tod dem Lotos-Sutra begegnen kann. Als Antwort darauf nennt er vier Bedingungen: man muss von allen Buddhas beschützt werden, man muss die Ursache von vielfältigen Verdiensten gesetzt haben, man muss korrekt meditieren und man muss seinen Sinn darauf richten, alle Lebewesen zu retten.
Von großer Freude erfüllt verbeugt sich die ganze Versammlung vor Shakyamuni und verlässt den Adlergipfel.